Görli-Jam
Am 3. September 2022 hatte eine weitere, diesmal mobile Stadtraum-Intervention ihren ersten Einsatz beim „Görli-Jam“ – dem Familien- und Nachbarschaftsfest im Görlitzer Park.
Die Kiezbox wurde im Rahmen des Praxislabors, in Kooperation mit der Paradiesgartengruppe und mit Rückmeldungen vom diesjährigen Wrangelstraßenfest als ein mobiler Ort zum Teilen von Kiezinfos,Aktionen, Dingen und mehr entwickelt. Als Transportmöglichkeit soll die Kiezbox noch weiter ausgebaut werden, zum Beispiel mit der Kiez-Intranet-Station (Mazi), einer Kreidetafel, Tauschregalen und einer Aufladestation. Es gibt noch viele weitere Ideen, die beim ersten Einsatz von den Festbesucher:innen beigesteuert wurden.
Beim Görli-Jam diente die Kiezbox auch der mobilen Stadtteilarbeit und dem Netzwerk Solidarisches Kreuzberg mit seiner Initiative „KiezCourage“ als Informations- und Kommunikationsort und wurde rege befragt und genutzt.
Mit vielen der Besucher:innen (über 500 Menschen waren beim Görli-Jam) kam das Forschungsprojekt erneut über das StadtTeilen-Praxislabor, gemeinsame Orte im Kiez, das urbane Gartenprojekt vor der Taborkirche (Paradiesgartengruppe) und die Bedarfe der Bewohner:innen im öffentlichen Raum und beim Teilen von Ressourcen und Ideen in der Nachbarschaft ins Gespräch. Die mobile Stadtteilarbeit des Kiezankers 36 konnte mit Fokus auf den Reichenberger Kiez eine aktivierende Befragung mit der Kiezbox durchführen.
Wrangelstraßenfest
Am 25. Juni 2022 fand das von sozialen Einrichtungen und Nachbar:innen selbstorganisierte Wrangelstraßenfest statt.
Zu den sozialräumlichen Bedarfen und baulichen Interventionen im Kiez wurden am Stand des Praxislabors über 30 Gespräche geführt. Die Gesprächspartner:innen waren Anwohner:innen, engagierten Nachbar:innen aus Initiativen und Vereinen sowie soziale und kulturelle Akteur:innen.
Wünsche, Orte und bauliche Rauminterventionen wurden mit Familien und Senior:innen, mit ehrenamtlich engagierten Nachbar:innen und ebenso mit Vertreter:innen von sozio-kulturellen Einrichtungen diskutiert. Konkret vorgestellt und besprochen wurde die Kiezbox, als digital-analoge Infostelle (Mazi) und als Aufbewahrungs- und Tauschbox.
Außerdem die neuen Rundhochbeete und flexible Sitzgelegenheiten. Diese mobilen Rauminterventionen sollen im urbanen Gartenprojekt „Paradiesgarten“ vor der Taborkirche entstehen und während der Gartengruppen-Termine Menschen zum Informieren, Tauschen und Bauen, aber auch zum gemeinsamen Essen und Trinken auf dem Platz vor der Taborkirche einladen.
Beim Fest vertreten waren ehrenamtliche Mediator:innen von Zoff-Off, Vertreter:innen der Praxis Opp38, die Fatih Moschee, der Kiezanker, die Theaterkünstler:innnen der Gorillas, Streetwork:innen von Gangway, Aktive von Bizim Kiez und vom WrangelkiezRat, der Kinderladen Irgendwie Anders und viele mehr.
Ramadan und Kiez-Soli Fest
Am 04. Mai 2022 fand ein weiterer Dialog mit der Nachbarschaft im Rahmen des Interkulturellen Ramadanfest im Wrangelkiez statt.
Das Fest hatte über 500 Besucher:innen und auch diesmal konnte das Praxislaborteam viele Gespräche zum (Raum-)Teilen und den dazu nötigen Ausstattungen im Kiez führen. Diesmal war das interdisziplinäre Team auch mit Vertreter*innen der Fatih-Moscheegemeinde im Gespräch. Bei diesem Nachbarschaftsdialog ging es um die Vorstellung und Diskussion der bisherigen Forschungsergebnisse, zu den Orten und Praxen des Teilens, und um das Kiezintranet Mazi (für die langfristige Nutzung und Weiterentwicklung der Forschungsergebnisse) in der Nachbarschaft. Auf Karten wurden bisherige Orte des Teilens aufgezeigt und mit den Besucher*innen diskutiert. Auch gab es die Möglichkeit, weitere wichtige Orte des Teilens zu markieren.
Das Nachbarschaftsintranet „Mazi“ kann als Kommunikationsmittel eingesetzt und die digitalen Anwendungen können selbst weiterentwickelt werden. Gleichzeitig steht Mazi für Nachbarinnen und alle interessierten bzw. einbezogenen Gruppen als Wissens- und Informations-Speicher zur Verfügung. Durch Mazi können Nutzerinnen selbst entscheiden was, wie und für wen sie Informationen zum Thema Teilen digital bereitstellen.
Als Kiez-Intranet (mit Standort zum Beispiel im Nachbarschaftszentrum Kiezanker 36) dient es dazu, die Informationen des Forschungsprojektes und der Nachbarinnen unabhängig vom Internet z.B. bei Gruppentreffen abzurufen. Weitere Informationen zu Mazi finden sich hier.
Auf dem Kiezintranet Mazi wurden während des Ramadanfest die bisherigen Forschungs-Ergebnisse der digitalen und analogen Befragungs- und Beteiligungsformate zu Orten, an denen in der Nachbarschaft geteilt wird, auf einer interaktiven Karte markiert. Aufgezeigt wurden Informationen über Güter des Teilens an ca. 30 unterschiedlichen Orten im Wrangel- und Reichnberger Kiez.
Diese Orte können auf Mazi mit Fotos und Video-Aufnahmen ergänzt werden und sind vom Forschungsteam beispielhaft hinterlegt wurden. Darüber hinaus können Interviews (z.Bsp. zu Kiezgeschichten) mit dem Handy /mobilen Endgerät aufgenommen und auf Mazi so hinterlegt werden, dass sie für Nachbar*innen vor Ort zugänglich sind, jedoch nicht im Internet liegen.
Der StadtTeilen-Fragebogen (Limesurvey) der quantitativen Online-Umfrage liegt ebenfalls auf dem Kiezintranet. Ein nächster Schritt im Rahmen des Praxislabor-Versuchs mit Mazi, wird die Nutzungs-Anpassung und Erweiterung durch die „Paradies“-Gartengruppe um die Taborkirche oder aus dem CoLab im Görlitzer Park sein.
Bei-Spielräume des Teilens
Am 30. September 2021 fand die dritte Dialogveranstaltung des Forschungsprojekts StadtTeilen statt. Im Praxislabor des Forschungsprojekts verbindet das Projektteam die Forschung mit dem Transfer in die Nachbarschaft – d.h. das Wissen wird vertieft und in den Kiez zurückgetragen. Die Leitfragen dabei sind: Was braucht es zum Teilen mit verschiedenen Menschen in der Nachbarschaft? Wie kann das besser und öfter gelingen?
Wie viele Stadtnachbarschaften stehen der Wrangel- und Reichenberger Kiez vor großen Herausforderungen beim Teilen des knappen öffentlichen Raums. Die Themen Gentrifizierung, Verdrängung, ökologische Umgestaltung und soziale Verantwortung beschäftigen alle Akteur*innen und Nachbar*innen. Das interdisziplinäre Team des Projekts StadtTeilen möchte mit seinem Praxislabor und den Dialog-Veranstaltungen dazu beitragen, dass Funktionierendes verstanden, erweiterbar und übertragbar wird und dass Konflikte benannt und besser gestaltbar werden. Daher waren auch die Teilnehmer*innen des Runden Tischs Görlitzer Park am 30. September explizit eingeladen. In diesem bezirklich organisierten Rahmen tauschen sich seit August 2021 regelmäßig Nachbar*innen, soziale Facheinrichtungen und Projekte, Kirchgemeinden, Bezirkspolitik und Verwaltung zu den Konflikten im öffentlichen Raum aus und beraten und planen Interventionsmöglichkeiten.
Beim Dialog, der im Freien vor dem Gebäude des Familien- und Nachbarschaftszentrums, im Wrangelkiez stattfand, kamen Nachbar*innen mit sozialen Einrichtungen, Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung und den interdisziplinär Forschenden in Austausch. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem Familien- und Nachbarschaftszentrum, Kiezanker 36 organisiert. Unter dem Motto Bei-Spielräume des Teilens fand vor dem Kiezanker eine Kiezfeier zum Teilen statt.
Über 30 Besucher*innen kartierten und diskutierten zum (Raum-)Teilen und Tauschen im Kiez mit den Forschenden aus Stadtgestaltung und Soziologie, Architektur und Sozialer Arbeit. Internationale Beispiele zum Teilen in Stadtnachbarschaften wurden vor Ort am Spielplatzzaun ausgestellt und besprochen.
Wie schon beim StadtTeilen-Beitrag zum Familienfest im August 2021 wurden vom Forschungsteam bei der Kiezfeier zahlreiche Orte und Wünsche aus der Nachbarschaft aufgenommen. Sie wurden auf ausgelegten Kiezkarten eingetragen und mit einem professionellen Zeichner auch bildlich dargestellt.
Die markierten Orte und zeichnerisch dargestellten Wünsche wurden anschließend vom Forschungsteam in die „KiezTeilenkarte“ und „KiezTeilen-KiezWünsche“– Liste übertragen. Die interaktive Orte-Karte sowie die Wünsche-Liste können von allen Interessierten ergänzt und kommentiert werden. Über 30 Orte im Wrangel- und Reichenberger Kiez, an denen geteilt wird, sind auf der Kiezteilenkarte bereits dargestellt. Mit „KiezTeilen-KiezWünsche“ soll zudem herausgefunden werden, was gebraucht wird, was bekannt ist und was besser gemacht werden könnte, um das nachbarschaftliche Teilen von Dingen, Orten und Wissen zu erweitern oder zu ermöglichen. Über 40 Wünsche und Ideen zu Orten und Ausstattungen im öffentlichen Raum oder auch wohnraumnah sind im Rahmen der Veranstaltung am 30. September vom Forschungsteam gesammelt und zusätzlich von der Pfarrerin der Taborgemeinde, im Rahmen ihrer parallel stattfindenden Vesperkirche zum Pflanzen und Gärtnern im Kiez, aufgenommen und online ergänzt worden. Die inspirierende Sammlung soll der Nachbarschaft langfristig, u.a. über ein Kiezintranet (Mazi) für die Selbstorganisation zur Verfügung stehen. Im Rahmen des Praxislabors werden davon ausgehend bauliche Beispiele konzipiert und im Raumexperiment umgesetzt.
Neben dem gemeinsamen Kartieren und der Diskussion über Flächennutzung im Kiez stand im Zentrum der Veranstaltung ein langlebiges und selbstorganisiertes Beispiel für das Teilen vor Ort: die Tausch- und Schenkbox vor dem Kiezanker 36. Die seit Jahren ehrenamtlich gepflegte GiveBox wurde gemeinsam mit Kindern und Eltern im Rahmen der Kiezfeier neu bemalt. Ebenso wie der gegenüberliegende Spielplatz ist die GiveBox jedoch auch immer wieder „Stein des Anstoßes“. Der Spielplatz ist aufgrund von Nutzungskonflikten umzäunt und wird nun durch das Familien- und Nachbarschaftszentrums betreut. Der Kiezanker 36 informierte über das Auf- und Abschließen für Kitas und Familien.
Anhand der GiveBox und des Spielplatzes ließen sich am 30. September elementare Fragen zum Teilen aufzeigen: Wie teilen wir den knappen Stadt-Raum in der Nachbarschaft? Wer nutzt ihn wie? Wie pflegen und erhalten wir ihn? Und für wen ist er wann zugänglich?
Diese und weitere Fragen untersucht das Forschungsprojekt StadtTeilen bereits seit 2018 in Berlin, Kassel und Stuttgart. Seit 2021 wird das Projekt mit ProShare erweitert, einer internationalen Forschungsbrücke mit dem Fokus auf Migration und Forschungspartner*innen aus Frankreich, Großbritannien, Schweden und Österreich.
Familienfest im Görlitzer Park
Am 23. August 2021 war das StadtTeilen-Praxislabor mit einem Informations- und Mitmachstand Teil der Familienfest-Aktionswoche im Görlitzer Park.
Nachbar*innen diskutierten mit dem Forschungsteam über bauliche Beispiele zu guten Praxen des Stadtraum-Teilens aus nationalen und internationalen Kooperationen des Forschungsprojekts. Gleichzeitig wurden am Stand Orte des Teilens im Wrangel- und Reichenberger gemeinsam markiert und es wurde zum Selbstkartieren auf die interaktive „Kiezteilenkarte“ eingeladen.
Außerdem entstanden Skizzen zu den Ideen von Kindern und Erwachsenen. Damit wurden Wunschorte und stadträumliche Ausstattungen beschrieben, die das Teilen fördern. Mit Hilfe eines professionellen Zeichners Louis Tatschke konnten diese
Anregungen am Stand visualisiert werden. Sie werden in die
nächsten Schritte des Praxislabors einfließen.