Arbeitsbasis einer Sharing-Typologie für das Projekt StadtTeilen
Ausgehend von den systematisierenden und typisierenden Analysen von:
- Riu et al. (Typisierung von Sharing-Praktiken nach dem Grad der Kommerzialisierung und dem Transfer von Eigentum),
- Georgie et al. (weitere Kriterien zur Typisierung von Sharing-Praktiken nach Objekt, Beziehung, Organisation, Nutzung) und
- Helfrich/Bollier (commons als Resultat des gemeinwohlorientierten Teilens, Einordnung mittels Commons-Triade)
soll im Projekt StadtTeilen folgende Kategorisierung zur Unterscheidung von Prozessen des Teilens erprobt werden.
Gegenstand des Teilens:
- Unterscheidung zwischen materiell und nicht-materiell (in der Kategorie materiell: Unterscheidung zwischen Wohnraum/öffentlichen Raum und anderen materiellen Resourcen, z.B. Lebensmittel, Werkzeuge o.ä.)
Teilnehmende:
- Unterscheidung zwischen „kleinen“ und „großen“ Gruppen, die einen Gegenstand teilen
- Unterscheidung zwischen sozial heterogenen und homogenen Gruppen (Gruppenzusammensetzung)
Rolle von Eigentumstiteln:
- Unterscheidung nach kurz- und langfristiger Eigentumsübertragung, gemeinschaftlicher Nutzung bzw. anderen Formen von Nutzungsrechten (creative commons, open source etc.)
Organisation/Peer Governance:
- Unterscheidung zwischen unternehmensgetrieben, staatlich-unterstützten bzw. rein zivil-gesellschaftlich organisierten Sharing-Praktiken
Transformativer Charakter der Sharing-Praktiken:
- Unterscheidung zwischen angestrebten Effekt (räumlich begrenzte Lösungen bzw. potentiell „upscalbare“ Lösungen)
- Unterscheidung zwischen Sharing-Praktiken, die Flächenkonkurrenzen adressieren und bestehende Systeme verändern wollen und anderen Praktiken (z.B. gemeinsame Kinderbetreuung o.ä.)
Fragestellung, Methode und Ausgangshypothesen des Projekts StadtTeilen
Welche Praktiken des Teilens existieren in sozial gemischten innerstädtischen Quartieren und was sind deren Bedingungen?
Welche Potenziale haben diese für dekommodifizierte Formen des Wohnens und des öffentlichen Raums?
Methode
Vergleichende Analyse von Praktiken und Kontextbedingungen (soziale, bauliche, rechtliche und politische) des Teilens:
- Fallstudien in innerstädtischen Nachbarschaften von Berlin, Kassel, Stuttgart
- Daten- und Dokumentenanalyse
- (Explorative) Interviews mit Bewohner*innen und Akteur*innen aus Einrichtungen, Initiativen, Wirtschaft, Stadt
- Stadtraumanalysen
- Standardisierte Bewohner*innenbefragung
- Dialogveranstaltungen und Reallabor
Potenzial der Dekommodifizierung
Praktiken des Teilens können (immaterielle, materielle und Raum-) Ressourcen dekommodifizieren und der kapitalistischen Marktlogik entziehen.
Grunddefinition „Teilen“
‘The act and process of distributing what is ours to others for their use as well as the act and process of receiving something from others for our use’ (Belk 2007)
Innerstädtische Aufwertung als Treiber des Teilens?
Restriktionshypothese:
Wachsende Raumkonkurrenzen erhöhen prinzipiell die Bereitschaft zu Praktiken des Teilens.
Ermöglichungs-Hypothese:
In Praktiken des Teilens wird investiert, wenn Akteur*innen der Stadtpolitik Initiativen zur Herstellung gemeinnütziger Raumressourcen unterstützen; ein bestimmtes Maß an Initiative(n) sowie neu zu definierenden Räumen vorhanden ist.
Skalierbarkeit: Wie ist Teilen verallgemeinerbar?
Welche Akteur*innen stoßen Praktiken des Teilens an?
- Motivation, Bedürfnis
- Form der Organisation (z.B. top-down oder bottom-up)
Ressourcen und Nutzungsrechte:
- Räume, Equipment, Entschädigung/Bezahlung von Schlüsselpersonen
- Art und Dauer der Nutzungsrechte
Homogenität / Heterogenität und Bedürfnisse der Beteiligten:
- Wie heterogen und inklusiv können Netzwerke des Teilens sein?
- Bedürfnisbefriedigung / Bedürfnistransformation