Mazi kann als Kommunikationsmittel bei Gruppenprozessen eingesetzt werden. Als Kiez-Intranet (mit Standort im Nachbarschaftszentrum Kiezanker 36) dient es dazu, die Informationen des Forschungsprojektes und der Nachbar*innen internet-autark bei Gruppentreffen abzurufen. Gleichzeitig steht Mazi im Kiezanker für Nachbar*innen und alle interessierten bzw. einbezogenen Gruppen als Wissens- und Informations-Speicher zur Verfügung. Dazu ist es mit einem entspr. Ein- und Ausgabestation (Tablet) ausgestattet. Mazi verfügt über verschiedene Funktionen: die Beitragssammlung im Guestbook ist mit Text-, Audio-, und Videoformaten befüllbar, der digitale Fragebogen ist abrufbar, ein Archivbereich soll eine Lern- und Wissensplattform werden (wie beispielsweise moodle für unterschiedliche Nutzer*innen-Gruppen). In weiteren Ausbaustufen kann auch die Interaktive Karte bzw. deren Ergebnisse auf Mazi platziert werden und die cloud- /etherpad-Funktion.
Durch Mazi können Nutzer*innen selbst entscheiden was, wie und für wen sie Informationen zum Thema Teilen digital bereitstellen.
Was ist Mazi?
MAZI bedeutet auf Griechisch „zusammen“. Das MAZI-Projekt bietet Toolkits (Hard- und Software) für den Aufbau lokaler, gemeinschaftlich nutzbarer Drahtlos-Netzwerke: MAZI-Zonen.
Ein typisches Beispiel für eine MAZI-Zone wäre der Zugang über ein offenes WIFI-Signal – so wie wir es von Hotspots in Bahnhöfen, Flughäfen, Cafés etc. kennen. Der Unterschied liegt darin, dass eine MAZI-Zone die Nutzer*innen nicht unbedingt mit dem Internet verbindet, sondern vielmehr mit einer alternativen, selbstgestalteten digitalen Umgebung (Anwendungen und Daten). Dort ist das möglich, was Nutzer*innen aus dem Internet kennen (z. B. gemeinsam an einem Text arbeiten, eine Website besuchen, Dateien austauschen), jedoch ohne mit dem „globalen“ Internet verbunden zu sein und frei vom Einfluss der großen Dienstanbieter wie Goolge, Amazon, Facebook und anderen.
Es ist vergleichbar mit einem privaten „Intranet“ in der Größenordnung eines Gebäudes, einer Nachbarschaft oder einer Stadt, bei dem nur diejenigen, die in Reichweite sind, auf das Netzwerk zugreifen können. Das bedeutet, dass alle Daten, die in der autonomen, selbstgestalteten MAZI-Zone geteilt oder produziert werden, diese nicht verlassen, da z. B. ein gemeinsam bearbeiteter Text immer lokal auf der MAZI-Zone gespeichert wird und nicht auf einem Google-Server irgendwo weit weg liegt.
Diese alternative Technologie ist die Basis für eine Art „Do-It-Yourself-Vernetzung“. Sie kombiniert drahtlose Technologie, kostengünstige Hardware (<150,-€) und Free/Libre/Open Source Software (FLOSS) Anwendungen. MAZI Zones sind drahtlose Netzwerke, die mit kleinen, tragbaren und preiswerten Computern namens Raspberry Pi aufgebaut werden. Jede MAZI-Zone bietet vorinstallierte Open-Source-Anwendungen, die sich mit wenig Aufwand an die Bedürfnisse der jeweiligen Nutzergemeinschaft anpassen lassen. Sie sind lokal verfügbar, die sich vor Ort in das Netzwerk einloggen.
DIY Networking: Wie und warum?
Beim DIY-Networking geht es sowohl um das Soziale als auch um das Technische.
Aus technologischer Sicht kann ein drahtloser Router (ein einfacher Computer) mehr tun, als nur andere Geräte mit dem Internet zu verbinden. Er könnte eine Vielzahl von Webdiensten hosten, von einer einfachen Website bis hin zu einer vollwertigen kollaborativen Plattform, die nur denjenigen zugänglich ist, die sich in der Nähe befinden. Diese Dienste oder Anwendungen könnten zum Beispiel ein virtuelles schwarzes Brett für einen Wohnblock, ein Online-Gästebuch für einen städtischen Garten, eine File-Sharing-Plattform für einen Workshop und viele weitere kreative, Selbstorganisierungen unterstützende Verwendungsmöglichkeiten für „selbst gehostete“ Webanwendungen umfassen.
Open-Source-Anwendungen (wie z.Bsp. WordPress, Owncloud und Etherpad) stellen viele der Werkzeuge zur Verfügung, die normalerweise von den großen Internetfirmen bekannt sind (z. B. Dropbox oder GoogleDocs). Sie können und dürfen (!) von jeder und jedem selbst auf einem privaten Webserver gehostet werden. Diese Dienste sind über die WLAN-Antenne des Routers dann lokal zugänglich. Der Router produziert ein WLAN und gibt einen Netzwerknamen (via SSID), bekannt, das über jedes digitale Endgerät in der Nähe angezeigt wird und ausgewählt werden kann. Zum Vergleich: Genau so funktioniert die Verbindung mit einem freien oder heimischen WiFi, das viele von der Nutzung öffentlicher Internet-Hotspots kennen. Nach der Auswahl des Netzwerks /WLANs erscheint automatisch eine Splash-Seite oder einem Captive Portal (das ist die Seite, die automatisch aufpoppt, bevor viele „öffentliche“ Internet-Hotspots genutzt werden können).
Das eigene MAZI-WiFi-Netzwerk kann komplett mit anpassbaren Softwareanwendungen aufgebaut werden. Benötigt wird dazu lediglich die kostengünstige Raspberry Pi-Hardware und die herunterladbaren Software-Ressourcen von der MAZI Toolkit-Webseite. Alle Details und eine einfache Anleitung finden Sie auf unserer Projekt-Website: www.mazizone.eu/toolkit und http://mazizone.net/mazi-eu/toolkit_guidelines/
Mazi in Kürze:
Das MAZI-Zone-Toolkit
a) ist quelloffen und frei verfügbar
b) will leicht zugängliche Technologie und Wissen bereitstellen, um Menschen in einem lokalen Umfeld (Nachbarschaft, Hausgemeinschaft, Community Garten) digital und sozial zu verbinden und zu befähigen
c) will Menschen und Gemeinschaften in die Lage versetzen, ihren eigenen „digital-physischen“ hybriden Stadtraum zu gestalten – gemeinsam und entsprechend der spezifischen lokalen Umgebung, ihrer Anliegen und dem Kontext
d) hat das Ziel ein ortsbezogenes „kollektives Bewusstsein“ als Grundlage für die Förderung von (u.a.): sozialem Zusammenhalt, Austausch, Gemeinschaft, Teilnahme an Entscheidungsprozessen, Selbstorganisation, Wissensaustausch und öko-sozialen Lebensmodellen zu schaffen
e) will interdisziplinäre und kollaborative Interaktionen rund um die Gestaltung hybrider Räume stärken und diese als sozial innovative Impulse setzen